belichtung − Teil II
Zusammenspiel von Zeit und Blende
Der Belichtungsmesser bestimmt in Abhängigkeit von der Lichtempfindlichkeit, welche Kombination aus Zeit und Blende (f), also Lichtmenge und Dauer der Belichtung, erforderlich ist. Für jede Lichtsituation gibt es mehrere Zeit-Blenden-Paare, die exakt die gleiche Belichtung ergeben, zum Beispiel:
1/250, f5,6 oder 1/125, f8 oder 1/60, f11.
Die Zeitstufen verdoppeln sich jeweils, das gleiche gilt für die Blendenöffnung. Jeder Schritt in der Blendenreihe bedeutet eine Halbierung des durchfallenden Lichts, obwohl sich der Zahlenwert der Blende nur mit jedem zweiten Schritt verdoppelt:
1 1,4 2 2,8 4 5,6 8 11 16 22
Die Blendenzahl ist eine Verhältniszahl, die den Durchmesser der Blendenöffnung im Verhältnis zur Brennweite des Objektivs angibt, mit steigender Zahl wird die Öffnung daher immer kleiner!
Bei Programm- oder Vollautomatik wählt die Kamera ganz alleine eine Kombination aus Zeit und Blende, die ihr sinnvoll
erscheinen anhand programmierter Daten. Damit liegt sie auch meist soweit richtig, das es nicht zu einer Fehlbelichtung kommt.
Bei manchen Aufnahmesituationen ist eine manuelle Einstellung aber vorzuziehen. Meist gibt es die Möglichkeit der
Zeitautomatik (Blende wird von Hand eingestellt und die richtige Zeit automatisch) oder umgekehrt der Blendenautomatik.
Ich verwende fast immer die Zeitautomatik, da der Blende eine wichtige Funktion bei der Bildgestaltung zukommt.
Gründe für die manuelle Einstellung der Blende sind:
- Kontrolle über den Schärfebereich der Aufnahme (Tiefenschärfe)
- Wenn eine Landschaft zum Beispiel durchgängig scharf abgebildet werden soll, ist eine kleine Blende (etwa 8 oder 11) erforderlich
- Soll nur ein kleiner Bildbereich scharf abgebildet werden, etwa bei Portraits der Hintergrund in Unschärfe verschwimmen, ist eine große Blende nötig, zum Beispiel 2,8
- Die meisten Objektive liefern die besten Ergebnisse und höchste Schärfe im mittleren Blendenbereich, also etwa um zwei Blendenstufen abgeblendet
Gründe für die manuelle Einstellung der Zeit sind:
- Bewegte Motive benötigen eine kurze Belichtungszeit, zum Beispiel Aufnahmen von Tieren, Autoverkehr, da es sonst zu Bewegungsunschärfe kommt
- Bei zu langen Belichtungszeiten besteht die Gefahr des Verwackelns, daher muss die Zeit in jedem Fall im Auge behalten werden
Belichtungskorrektur
Wie zuvor erwähnt ermittelt der Belichtungsmesser Belichtungswerte, die zu einer
durchschnittlichen Helligkeit im Bild führen, in dem er immer von einem 18% Grauwert bei der Motivhelligkeit
ausgeht. Aktuelle Top-Kameras lassen zusätzlich noch die Farbverteilung und Motiventfernung in die Berechnung
mit einfließen.
Weicht die tatsächliche Helligkeit des Motives stark ab, stimmt die Messung allerdings nicht mehr. Wird zum
Beispiel ein Schornsteinfeger vor dunklem Hintergrund aufgenommen, will der Belichtungsmesser auch aus diesem sehr
dunklen Motiv eine durchschnittliche Helligkeit herstellen. Ergebnis ist, dass überbelichtet wird und der
Schornsteinfeger nicht schwarz, sondern dunkelgrau im Bild erscheint.
Bei sehr hellen Motiven ist der Effekt genau umgekehrt. Eine helle Schneelandschaft wird unterbelichtet und statt
weißem Schnee erhalten wir im Bild einen schmutzig grauen.
Bei sehr hellen oder sehr dunklen Motiven, die deutlich von der Durchschnittshelligkeit
abweichen, sind also Korrekturen nötig, um dennoch ein richtig belichtetes Bild zu bekommen. Der genaue Wert der
Korrektur ist motivabhängig, im Zweifel helfen nur experimentieren und Erfahrungswerte.
Allgemein lässt sich festhalten:
- Bei sehr dunklen Motiven muss eine Überbelichtung vermieden werden, also kürzer belichtet werden. Bei der Korrektureinstellung der Kamera bedeutet dies eine negative Korrektur, zum Beispiel um den Wert -1.
- Bei besonders hellen Motiven muss die Belichtungszeit verlängert werden, etwa über die Einstellung +1.
Generell kann natürlich bei digitalen Fotos einiges noch nachträglich am PC
korrigiert werden. Auf Korrekturen bereits bei der Aufnahme würde ich aber dennoch nicht verzichten, da ohne
diese auf jeden Fall Informationen für wichtige Motivteile verloren gehen. Zu dunkle Bereiche lassen sich per
Software relativ gut aufhellen, allerdings je nach Stärke auch mit Qualitätsverlust zum Beispiel durch
erhöhtes Rauschen. Zu helle Bildteile sind aber nicht mehr nachträglich zu ändern, weiß bleibt
weiß, da lassen sich keine Details mehr herstellen!
Im Zweifel sollte also bei Digitalfotos eher etwas zu knapp belichtet werden, zu dunkel lässt sich noch eher retten
als zu hell. Mit der Belichtungskorrektur bei einer Schneelandschaft ist also vorsichtig zu verfahren.
Schwierig wird es, wenn der Kontrast im Bild sehr hoch ist, es also gleichzeitig sehr dunkle und sehr
helle Anteile im Motiv gibt. Wie oben bereits geschrieben, ist die Abbildung eines sehr hohen Kontrastumfangs nicht
möglich. Bei der Belichtungsmessung muss also entschieden werden, welcher Teil des Bildes korrekt belichtet werden soll.
Ich entscheide mich hier meist für eine Belichtung auf die hellen Bildteile mit anschließender Korrektur der
Schatten. Es sei denn, der dunkle Bereich ist das bildwichtige Hauptmotiv.
Dass klassische Beispiel für ein schwieriges Motiv ist das schwarz-weiße Brautpaar. Einer von beiden
wird oft grau, da hilft nur Nachbearbeitung.
Alternativ zu einer Belichtungskorrektur kann statt des Motivs auch eine so genannte Graukarte für die Belichtungsmessung verwendet werden. Eine solche Karte hat einen exakten 18% Grauwert und liefert beispielsweise bei der Schneelandschaft den richtigen Belichtungswert, da sie den Belichtungsmesser nicht durch die zu große Helligkeit irritiert.
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